Wie ein Nobelpreis in die Schweiz ausstrahlt | Schweizer Personalvorsorge
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Wie ein Nobelpreis in die Schweiz ausstrahlt

Die diesjährigen Träger des Wirtschaftsnobelpreises haben die ultimative Anleitung zu Wohlstand und Prosperität von Nationen geschrieben. Ihre Lehren sind auch in der beruflichen Vorsorge auf fruchtbaren Boden gefallen. Auch dort sind glaubwürdige Institutionen nicht alles, aber ohne sie ist alles nichts.

21.11.2024
Lesezeit: 2 min

Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften hatte dieses Jahr ein gutes Gespür, als sie Daron Acemoglu, Simon Johnson und James A. Robinson für ihre Forschungen zur Schaffung von Wohlstand mit dem Wirtschaftsnobelpreis auszeichnete.

Die drei Ökonomen haben in mühseliger Kleinarbeit freigelegt, dass Gesellschaften mit ausbeuterischen Institutionen, einem schwachen Rechtsstaat und Demokratiedefiziten langsamer wachsen als jene, in denen das Privateigentum garantiert ist und die breite Bevölkerung an den wirtschaftlichen Segnungen teilhat. Weil es also grundlegende Gebote einer guten Staatsführung gibt, können nunmehr auch Staatenlenker als Vorbilder gerühmt, als Unfähige getadelt oder als Scharlatane überführt werden.

Die Erkenntnis zum Wohlstand von Nationen ist für ein Land wie die Schweiz weder überraschend noch neu. Am wichtigsten für eine prosperierende Gesellschaft ist, Vertrauen zu erhalten. Wie das im Kleinen funktionieren kann, lässt sich in der beruflichen Vorsorge beobachten. Denn auch die 2. Säule ist eine tragende Institution, wenn es darum geht, Vertrauen in den Sozialstaat oder spezifischer die Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge unserer Gesellschaft zu bilden.

Ein konkretes Beispiel: In der Welt der Schweizer Pensionskassen wächst eine Bewegung heran, die im Bereich der nachhaltigen Vermögensanlagen auch mit ihrer treuhänderischen Verantwortung einsteht. In den vergangenen Jahren hat das Interesse an diesen sogenannten ESG-Anlagen ständig zugenommen.

Mittlerweile sind knapp die Hälfte aller Vermögensanlagen von Schweizer Vorsorgeeinrichtungen in einem Nachhaltigkeitsbericht erfasst, wie eine Studie des Pensionskassenverbands ASIP dieser Tage aufgedeckt hat. Ebenfalls haben fast 80% der befragten Pensionskassen in ihren Anlagestrategien ESG-relevante Anlageansätze festgeschrieben. Ausserdem weisen 38% eine Dekarbonisierungsstrategie als verbindliches Ziel in der Anlagestrategie aus. Und die Bewegung wird immer breiter, wollen doch 45% der noch Unschlüssigen in den nächsten zwölf Monaten ein ESG-Reporting einführen.

Unterstützt wird die Bewegung vom ASIP, der in enger Zusammenarbeit mit Experten aus der Praxis einen ganzheitlichen, breit akzeptierten und über die Kassen hinweg vergleichbaren «ESG-Reporting Standard für Pensionskassen» entwickelt hat. Dieser Leitfaden hat zwar empfehlenden Charakter. Der ASIP als Schirmherr verbindet damit aber ein glasklares Bekenntnis: Eigenverantwortlich und sozialpartnerschaftlich getragen von der ganzen Branche soll der Standard das Mass der Dinge bei der ESG-Berichterstattung sein.

Mit dieser Selbstverpflichtung will der Verband dazu beitragen, dass die ohnehin immense Dichte an gesetzlichen Vorschriften und die Regulierungskosten in der beruflichen Vorsorge nicht weiter zunehmen. Wichtiger noch ist aber, dass mit diesem Engagement die Institution der beruflichen Vorsorge gestärkt wird – womit wir wieder bei den diesjährigen Wirtschaftsnobelpreisträgern wären.