Ohne Pathos durchs Zollchaos | Schweizer Personalvorsorge
Schliessen
Kommentar

Ohne Pathos durchs Zollchaos

Es gibt unzählige Gründe, weshalb man etwas gegen Trumps Politik haben kann, eines kann man ihr aber definitiv nicht absprechen: ihren Unterhaltungswert. Es kommt keine Langeweile auf, weder bei Journalisten, Politikerinnen, Firmenchefs noch bei Pensionskassenverantwortlichen. Wie soll ein Pensionskassenvermögen durch diese unsicheren Zeiten gesteuert werden? Kann man sich überhaupt auf so eine bis anhin schwer vorstellbare Situation vorbereiten?

24.06.2025
Lesezeit: 3 min

Nach den ersten Wochen der zweiten trumpschen Regentschaft kommen Zweifel betreffend die Verlässlichkeit und Rechtssicherheit der USA als Handelspartnerin auf. Das Vertrauen macht dem Misstrauen Platz. Werden die Voraussetzungen für eine Geldanlage in dieses Land ernsthaft infrage gestellt, bedeutete dies eine Zäsur für Schweizer Pensionskassen. Schliesslich machen die Investitionen in den USA einen bedeutenden Teil ihrer Anlagestrategie aus. Glücklicherweise muss wohl nicht vom Schlimmsten ausgegangen werden, denn mindestens ein Teil der Entourage von Trump, allen voran seine oligarchischen Wahlspender, verstehen die Sprache der Finanzmärkte. So wurde das 90-Tage-Moratorium für die exorbitant hohen Zölle verkündet, kaum traten sie in Kraft. Damit konnten ein Aktien-Crash von grossem Ausmass wie auch ein massiver Vertrauensverlust in US-Staatsanleihen und den US-Dollar gerade noch verhindert werden.

Die oft an Absurdität grenzenden Ankündigungen des Leader Maximus führen zu starker Verunsicherung und somit zu hoher Volatilität an den Finanzmärkten. Der Brei wird aber nicht so heiss gegessen, wie er gekocht wird. Solange dies so ist, können Schweizer Pensionskassen von dieser Volatilität sogar profitieren. Dazu braucht es eine solide Anlagestrategie, ein Gremium, das sich der darin enthaltenen Risiken bewusst und bereit ist, sie auch einzugehen sowie ein klar definiertes, regelbasiertes Rebalancingkonzept, das konsequent angewandt wird. Ebenso wichtig ist das möglichst vollständige Absichern der Währungsrisiken. Wenn nun also ein trumpscher Tweet für Verwerfungen an den Finanzmärkten sorgt, wird die Schweizer Pensionskasse mit ihrem regelbasierten Rebalancing-Ansatz in diejenigen Anlagen mehr Geld investieren, die am meisten an Wert verloren haben, und diejenigen verkaufen, die einen gewissen Wert überschritten haben. Dies ist die Natur einer antizyklischen Anlagestrategie: Kaufe günstig, verkaufe teuer, oder wie Donald sagen würde: «buy low, sell high». In dieser schnelllebigen Zeit hat sich auch gezeigt, dass ein wöchentliches oder monatliches Rebalancing, so wie es von vielen Pensionskassen praktiziert wird, weniger vorteilhaft ist als eines, das die Anlagesituation täglich prüft und beim Unter- respektive Überschreiten gewisser Limiten Transaktionen auslöst. Dies kann zwar zu höheren Transaktionskosten führen, diese werden in den allermeisten Fällen aber durch deutlich höhere Gewinne aufgewogen.

Was sich in allen Krisen lohnt, ist das konsequente Absichern der Währungsrisiken.

Das beschriebene konsequente Rebalancing funktioniert dann besonders gut, wenn es zu kurzfristigen Übertreibungen wie in diesem Jahr kommt, als die amerikanischen Aktien in kürzester Zeit 20% an Wert verloren, nur um kurz darauf fast den ganzen Verlust wieder wettzumachen. Aber auch im Januar 2015, als die Schweizerische Nationalbank den Euro-Mindestkurs von 1.20 aufhob, sowie bei Einführung des Covid-Lockdowns im März 2020 gab es erhebliches Gewinnpotenzial für die beschriebene Rebalancing-Strategie. Ein konsequentes Rebalancing verliert den Vorteil, wenn ein Trend von längerer Dauer eintritt. Als im Jahr 2000 die Dotcom-Blase platzte, dauerte es fast drei Jahre, bis der Tiefpunkt der Aktienbaisse erreicht war, und weitere zwei Jahre, bis die Gewinnzone wieder erreicht wurde. In der Finanzkrise 2007/2008 dauerte die Baisse zwar «nur» sieben Monate. Aber bis die Schweizer Aktien das Vorkrisenniveau wieder erreicht hatten, dauerte es lange fünf Jahre. Was sich in allen Krisen lohnt, ist das konsequente Absichern der Währungsrisiken, denn in Krisen erstarkt der als sicher geltende Franken. Eine Währungsabsicherung mindert so die Verluste. Sie bringt in jedem Fall eine Volatilitätsminderung ins Pensionskassen-Portfolio. Schliesslich sind die Verpflichtungen einer Schweizer Pensionskasse fast ausschliesslich in Schweizer Franken. 

Die nächste trumpsche Idee, die die Finanzmärkte erschüttert, wird nicht auf sich warten lassen. Immerhin wissen wir nun, dass dies für Pensionskassen auch einen Vorteil haben kann.