Eine faire Anpassung
In der Branche wird – unabhängig von der Politik – eine Anpassung der BVG-Parameter diskutiert, um einige Elemente aus der gescheiterten Reform zu retten. Lanciert wurde die Debatte über den Verein IZS.
WeiterlesenSchweizer Pensionskassen haben in den letzten Jahren die Umverteilung massiv reduziert. Versicherte profitieren von guten Verzinsungen, und auch Rentner erhalten Zusatzausschüttungen. Das Wissen um die Vorsorge ist hingegen ausbaufähig.
Während die BVG-Reform an der Urne gescheitert ist, haben viele Kassen ihre Hausaufgaben selbst gemacht. Sie haben ihre Leistungen und deren Finanzierung angepasst, ihre Anlagestrategien geschärft – und setzen dabei auf mehr Fairness. Die neue SLI-Pension-Benchmarking-Studie 2025 (siehe Kasten) zeigt: Die Umverteilung zwischen Jung und Alt wurde spürbar reduziert, der Sinkflug der Umwandlungssätze und der technischen Zinssätze gebremst, Renditen kommen vermehrt bei den aktiven Versicherten an, und auch Rentner erhalten oft Zuschläge. Doch es bleibt ein Schönheitsfehler: Viele Mitarbeitende verstehen ihre Vorsorgeleistungen kaum.
Starke Reduktion
der Umverteilung
Jahrelang war es ein Reizthema: Die Jungen zahlen, die Alten profitieren. Renditen aus den Kapitalanlagen wurden oft genutzt, um laufende Renten stärker mit zusätzlichem Kapital abzusichern – zulasten der aktiven Versicherten. Dieses Muster verliert nun an Bedeutung. Gemäss aktueller Studie sind die technischen Zinssätze stabil, die Umwandlungssätze ähnlich wie vor zwei Jahren und die Rückstellungen und Schwankungsreserven gut dotiert. Das Ergebnis: Die systematische Quersubventionierung schwindet, und die Fairness zwischen den Generationen steigt.
Rendite fĂĽr die Aktiven
Für die Berufstätigen hat das spürbare Vorteile. Wer heute einzahlt, profitiert stärker von guten Anlagejahren. Statt sich mit dem gesetzlichen Mindestzins zufriedenzugeben, können viele Versicherte inzwischen deutlich höhere Gutschriften verbuchen. Im Durchschnitt über die letzten fünf Jahre erwirtschafteten die Kassen jährlich 3.4% Rendite auf ihren Anlagen und gewährten durchschnittlich rund 4% Prozent Zins auf den Altersguthaben, was deutlich über dem BVG-Mindestzins von derzeit 1.25% liegt.
Rentner gehen nicht leer aus
Heisst das nun, dass die Rentner auf der Strecke bleiben? Ganz und gar nicht. Zwar gibt es in der Schweiz keine gesetzlich vorgeschriebene automatische Teuerungsanpassung, doch viele Kassen zahlen freiwillige Zusatzausschüttungen, die meist in Form einmaliger Kapitalauszahlungen getätigt werden. Mehr als die Hälfte der teilnehmenden Kassen setzt sich mit der Thematik von Zusatzzahlungen auseinander oder hat bereits welche umgesetzt, lediglich 40% haben das Thema noch nicht auf ihrer Agenda (vgl. Grafik).
Gerade in Zeiten mit wiederkehrender Inflation ist das ein wichtiges Signal: Auch die ältere Generation profitiert wieder von erfolgreichen Anlagejahren – teilweise systematisch, wenn Rentner-Beteiligungsmodelle zur Anwendung kommen oder schlicht, wenn die finanzielle Situation der Kasse es ermöglicht und das oberste Organ einer Pensionskasse entsprechende Entscheidungen fällt. Die Balance ist damit besser austariert als in den vergangenen 20 Jahren, die geprägt waren von sinkenden technischen Zins- und Umwandlungssätzen. Gewinnausschüttungen für die Rentenbeziehenden und Renditechancen für die Aktiven prägen das derzeitige Bild.
Grosse Unterschiede
zwischen den Kassen
Ein Blick in die Studie zeigt aber auch: Pensionskasse ist nicht gleich Pensionskasse. Während einige Einrichtungen ihren Mitgliedern in Spitzenjahren Verzinsungen von bis zu 18% gutschreiben konnten, lagen andere zeitweise nur knapp über dem gesetzlichen Minimum. Das Potenzial für die Verzinsung der Altersguthaben hängt stark von den finanziellen Möglichkeiten, also dem Deckungsgrad und den Vermögenserträgen der Kasse, ab. Auch bei Umwandlungssätzen, Arbeitgeberbeiträgen oder den versicherten Löhnen weisen die Vorsorgepläne zum Teil massive Unterschiede auf. Für Versicherte bedeutet das: Wer bei einem grosszügigen Arbeitgeber angestellt ist, kann im Alter mit einer deutlich höheren Rente rechnen als jemand mit ähnlichem Lohn bei einem Arbeitgeber mit einem weniger gut ausgebauten Vorsorgeplan.
Ein Makel bleibt
Ein Punkt trübt das Bild allerdings: Das Wissen der Mitarbeitenden über ihre Vorsorge. Laut Studie haben knapp die Hälfte der Unternehmen den Eindruck, dass ihre Leute nur ein sehr oberflächliches Verständnis ihrer Vorsorge haben. Viele wissen, dass sie in eine Pensionskasse einzahlen – sehen die Spar- und Risikobeiträge jedoch lediglich als Lohnabzug und nicht als Lohnbestandteil für den Aufbau eines individuellen Sparguthabens oder als Prämie für einen Versicherungsschutz bei Invalidität oder Tod. Oft fehlt auch das Verständnis über die Höhe der zukünftigen Rente oder welche Optionen bei der Pensionierung offenstehen.
Die Folge: Chancen werden vertan. Wer seine Vorsorge nicht versteht, zahlt womöglich zu wenig ein, nutzt steuerliche Vorteile nicht oder trifft falsche Entscheidungen beim Kapitalbezug. Für die Unternehmen ist das nicht nur ein Risiko, sondern auch eine verpasste Chance: Ein attraktives Vorsorgepaket wirkt nur dann im Wettbewerb um Talente, wenn es auch verstanden wird.
Weniger Umverteilung
ist ein Fortschritt
Die Schweizer Pensionskassen haben wichtige Fortschritte erzielt. Die Umverteilung wurde stark zurückgefahren, Renditen kommen bei den Aktiven an, und Rentner profitieren häufig ebenfalls – wenn auch dosiert. Damit wird das System fairer und zukunftssicherer. Doch solange die Mitarbeitenden ihre Vorsorge nicht wirklich durchschauen, bleibt das Potenzial ungenutzt.
Die Aufgabe für die nächsten Jahre besteht in mehr Aufklärung, mehr Transparenz, mehr Finanzbildung. Denn eine gute Pensionskasse ist nicht nur ein Zahlenwerk – sie ist ein Versprechen für die Zukunft. Und dieses Versprechen wirkt nur, wenn die Menschen wissen, was sie daran haben.
Mit dem Ziel, Pensionskassenpläne und die daraus resultierenden Leistungen zu vergleichen, führt WTW alle zwei Jahre die SLI-Pension-Benchmarking-Studie durch. Sie analysiert die wichtigsten Merkmale der Schweizer Vorsorgepläne der im Swiss Leader Index (SLI) vertretenen Unternehmen und vergleicht deren effektives Leistungsniveau. Im Jahr 2025 sind 25 der 30 im Index vertretenen Unternehmen in der Studie berücksichtigt. Mehr Infos zur Studie.
Die Umverteilung zwischen Jung und Alt wurde spĂĽrbar reduziert.
Technische Zins- und Umwandlungssätze haben sich stabilisiert.
Gute finanzielle Lage der Pensionskassen.
ĂśberschĂĽsse kommen auch bei ÂRentenbeziehenden an.
Das Wissen um die Vorsorge ist Âausbaufähig.
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