Was bleibt zu tun?
In Finnland gab es erfolgreiche Programme, um die Menschen länger im Arbeitsprozess zu halten. Das ist etwas, das in ganz Europa gemacht werden sollte: die Menschen befähigen, länger im Erwerbsleben zu bleiben. Finnland hat das Rentenalter von einst 60 auf derzeit durchschnittlich 62.4 Jahre erhöht. Das ist bemerkenswert, aber immer noch nicht genug. In jüngster Zeit gab es auch in Finnland einen erhöhten Druck auf die Sozialpartner für weitergehende Reformen. Vor allem in Bezug auf die Risiken. Die Sozialpartner willigten ein, die Limiten für Investitionsrisiken zu erhöhen, obwohl diese im finnischen System schon relativ hoch sind.
Sehen Sie andere Wege?
Es gibt bekanntlich nur drei Möglichkeiten, die Finanzierung der Renten zu verbessern: mehr Beiträge, höheres Rentenalter oder Renten kürzen. Rentenkürzungen sind politisch über alle Parteien nicht auf dem Tisch, auch weil die Rentnerinnen und Rentner in Finnland einen guten Teil der Bevölkerung ausmachen.
Läuft es auf einen Generationenkonflikt hinaus?
Ja, wenn die Lebenserwartung weiter ansteigt, ist es für meine Generation und die älteren Rentner einfacher, die Leistungen der jüngeren Generationen zu kürzen. In Finnland achtet die jüngere Generation aber nicht auf diese Gefahr. In anderen Ländern sehen wir viel stärker, dass sich die jüngeren Leute dagegen wehrt, bis 70 oder 75 zu arbeiten, während die Alten mit so guten Leistungen in Pension gegangen sind.
Wie vergleichen Sie die Stärke eines Vorsorgesystems?
In einem grösseren sozialpolitischen Blickwinkel ist die Solidarität ein Schlüsselbegriff. In Finnland ist das System gut finanziert. Wenn man die 1. und die 2. Säule zusammenzählt, fast mit 100% des Bruttosozialprodukts. Es kommt aber auf den Anteil von «Pay-as-you-go» an. Je mehr Anteil das Umlageverfahren hat, desto einfacher kann man das System für alle anpassen. Dies ist ein Vorteil des finnischen Systems, was die Reformfähigkeit betrifft. Es ist flexibler.
Was halten Sie von den Rankings der Systeme, etwa dem Mercer Index?
Sie sind interessant in vielerlei Hinsicht und gut gemacht. Solche Rankings geben einen Ăśberblick. Die Rangliste ist dabei weniger wichtig als die Analyse mit den Kriterien, die bewertet werden. Dass sie in den Medien benutzt werden, um die eigenen Pensionssysteme zu promoten, ist auch in Ordnung. Aber man sollte diese Ergebnisse nie fĂĽr bare MĂĽnze nehmen. Wichtiger ist, wie gut ein System in der Gesellschaft verankert ist.
Das Obligatorium macht die Schweiz robust