Am 22. September stimmte das Stimmvolk der Schweiz über die BVG-Reform ab. Wie die Abstimmung ausgegangen ist, ist für die nachstehenden Überlegungen von nachrangiger Bedeutung. Vielmehr sollte es von Interesse sein, wie ein breiter Schulterschluss zwischen links und rechts erzielt werden kann und weshalb es so wichtig ist, dass dies gelingt.
Meine Theorie besagt, dass bei sozialpolitischen Abstimmungen stets mit einer Nein-Quote von rund einem Drittel gerechnet werden muss. Ganz einfach deshalb, weil es meist um sehr grosse Summen geht und es mehr Menschen gibt, die Sozialversicherungen als unnötigen staatlichen Eingriff sehen, als wir uns vorstellen können. Die restlichen zwei Drittel sollten deshalb möglichst geeint hinter eine sozialpolitische Vorlage gebracht werden. Sind sich Parteien und Gewerkschaften uneins, wird es rein mathematisch unmöglich, eine Ja-Mehrheit zu erreichen. Wenn sich nämlich die verbleibenden zwei Drittel der Abstimmenden in zwei Lager aufteilen, wird das Abstimmungsresultat stets negativ sein, ganz egal, ob eher die liberalen oder die sozialen Aspekte den Ausschlag für eine Gegenkampagne des einen oder anderen Lagers gaben. Da nützt es auch nichts, wenn zuvor Parlament und Bundesrat eine Vorlage mit eindeutiger Mehrheit zur Annahme empfohlen haben.
Zurück zur Abstimmung in Winterthur. Vor fünf Jahren scheiterte der erste Versuch der Sanierung der PKSW, weil man damals nicht eine breite politische Allianz anstrebte, sondern nur eine Mehrheit im Parlament. Da dies misslang, ist es damals gar nicht erst zu einer Volksabstimmung gekommen. Doch selbst wenn es eine gegeben hätte, wäre es eine «Mission impossible» geworden, diese zu gewinnen, da sich zwei etwa gleich grosse Lager dafür (Links-Grün) und dagegen (Mitte-Rechts) gebildet hatten. Die Politik hat daraus gelernt und nun beim zweiten Versuch alles darangesetzt, eine einvernehmliche Lösung auszuarbeiten (diese habe ich bereits in der Januarausgabe vorgestellt). Es wurde eine Spezialkommission im Parlament, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern aller Parteien, eingesetzt. Zudem holte man sich externe fachliche Unterstützung. Ziel war es, so lange die «roten Linien» abzugleichen, bis eine Lösung gefunden wurde, hinter die sich alle stellen konnten.
VPOD und SVP ziehen am gleichen Strick…