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Stiftungsratswahl

Pilotenwechsel im Vorsorge-Jumbo

An der 69. Stiftungsversammlung von Proparis gab es auf Arbeitgeberseite eine Kampfwahl. Als Präsident übernimmt Arbeitnehmervertreter Aldo Ferrari für die nächsten vier Jahre die Führung. Die Vorsorge-Stiftung Gewerbe Schweiz ist zudem auf gutem Weg Richtung Vollautonomie.

01.07.2025
Lesezeit: 3 min

Das kapitalgedeckte Vorsorgewesen ist vom Jet Set weit entfernt, da man naturgemäss auf lange Zeit rechnet und sämtliche Überraschungen gerne ausschliesst. Deshalb ist es bemerkenswert, dass es an der 69. Ordentlichen Stiftungsversammlung von Proparis in Belp zu einer Kampfwahl kam. Für die Periode vom 1. Juli bis zum 30. Juni 2029 sind 3 von 16 Mitgliedern des Stiftungsrats neu. 

Vollautonome Verwaltung ab 2026

Hans-Ulrich Bigler, der die letzten vier Jahre als Präsident des Stiftungsrats die Geschicke von Proparis geleitet hatte, führte gewohnt zackig durch die Versammlung. In seinem Bericht erwähnte er das Abstimmungsjahr 2024, in dem es aus Sicht des Gewerbes drei Niederlagen an der Urne absetzte. «Die Fragen der Altersvorsorge harren einer Lösung», sagte Bigler. Er betonte, dass die Proparis keine Politik mache, sondern nur das Vermögen ihrer Versicherten verwalte.

Die Resultate der Vergangenheit sind gut. Der schrittweise Übergang in die vollständige Autonomie zeichnet sich bereits in den Zahlen ab. Durchschnittlich betrug die Verzinsung 2024 – je nach Vorsorgewerk – zwischen 2.5% und 4.5%. Ab 1. Januar 2026 wird Proparis alle Vorsorgegelder vollständig autonom verwalten, also ohne Rückversicherung. Die Versicherungsverträge mit der Baloise und der Swiss Life sind gekündigt und laufen Ende 2025 aus. Als zusätzliche Sicherung im Bereich der Risiken Invalidität und Tod hat die Proparis für kleinere Vorsorgewerke ein Depotmodell entwickelt, eine Art Risikopool, in den die Vorsorgewerke einzahlen, um die Risikoexposition breiter abzustützen. «Der eingeschlagene Weg in die Vollautonomie ist gut und richtig», hielt Bigler fest.

Drei Abgänge im Stiftungsrat

Bigler verabschiedete drei langjährige Mitglieder des Stiftungsrats. Arbeitgebervertreter Heinz Oertle (2RadSchweiz, PK Mobil) trat nach 8 Jahren zurück, Arbeitnehmervertreter Rolf Frehner (Unia, PK Mobil, PK Gärtner & Floristen) nach 16 Jahren. Sage und schreibe 28 Jahre lang war Kurt Gfeller Mitglied im Stiftungsrat von Proparis. Der gelernte Metzger Gfeller vertrat als Arbeitgebervertreter den Schweiz. Gewerbeverband (SGV) und die Verbände SMGVSFFVSSM. Zudem war er Mitglied im Anlageausschuss und verantwortlich für das Dossier Sozialpolitik beim SGV.

Mehr Kandidierende als Sitze

Auf der Arbeitnehmerseite ging die Wahl entsprechend still und glatt über die Bühne, ähnlich dem Flugwetter am Flughafen Bern-Belp, der mittlerweile von der kommerziellen Luftfahrt nicht mehr genutzt wird. Gewählt wurde Brigitta Bernet, Fachsekretärin Sozial- und Bildungspolitik bei der Unia. Sie ist auch Vize-Präsidentin des PK-Netz und Mitglied der Versicherungskommission der PK Gärtner & Floristen.  

Dann kam für einen kurzen Moment Spannung auf, weil es für die 8 Sitze der Arbeitgeber 10 Kandidaturen gab. Nachdem alle Bisherigen in globo gewählt wurden, setzten sich in einer geheimen Wahl zwei neue Kandidaten durch. Gewählt wurden Reto Jaussi (Direktor Astag Schweiz, Mitglied der PK Mobil; 19 Stimmen) und Simon Schnyder (Ressortleiter Sozial- und Gesundheitspolitik beim SGV, SMGV; 17 Stimmen). Einen Achtungserfolg erzielte Sonja Stamm, die von Jardin Suisse nominiert worden war und 15 Stimmen erhielt. Roland Räber vom Bäcker-Confiseurmeister-Verband SBC wurde nicht gewählt.

Bigler übergibt fliegend an Ferrari

So endete die 69. Stiftungsversammlung in Belp in Minne. Geschäftsführer Michael Krähenbühl erläuterte die Zahlen der Jahresrechnung, und Hans-Ulrich Bigler übergab das Szepter an seinen Vize Aldo Ferrari. Auch der neue Präsident betonte, dass man gut zusammenarbeite und gemeinsam den Weg in die Vollautonomie einschlage. Gewerkschafter Ferrari erlaubte sich einzig die kleine Spitze, dass man zwar keine Politik mache, aber doch Vorsorgepolitik.

Stiftungsrat Proparis Belp 2025

Der Stiftungsrat von Proparis bis 2029 (v.l.): Kaspar Bütikofer, Johann Tscherrig, Giuseppina Meschi, Reto Jaussi, Aldo Ferrari, Bruna Campanello, Hans-Ulrich Bigler, Véronique Rebetez, Nicolas Leuba, Silvia Fleury, Robert Meier, Brigitta Bernet, Jürg Rolli, Yannick Egger. (Nicht auf dem Bild: Urs Kaufmann und Simon Schnyder)

Einige Kennzahlen

Per 31. Dezember 2024 waren der Proparis 9402 Betriebe mit insgesamt 70’035 aktiven Versicherten angeschlossen. Deren Durchschnittsalter betrug 43 Jahre. Die Verwaltungskosten pro versicherte Person betrugen 437.60 Franken (inkl. Vermögensverwaltung), bzw. 271.60 Franken (ohne Vermögensverwaltung). Die Bilanzsumme betrug 7.34 Mrd. Franken, wobei das Vorsorgekapital der Aktivversicherten davon 4.87 Mrd. betrug. Die zwölf Vorsorgewerke der Proparis verfügen zusammen über knapp 1.5 Mrd. Franken Reserven: Diese sind in der Bilanz unter Technische Rückstellungen (402.68 Mio. Franken), Wertschwankungsreserven (755.58 Mio. Franken) und Freie Mittel (330.8 Mio. Franken) verbucht.

Der Jahresbericht und die konsolidierte Rechnung mit den Kennzahlen sind online einsehbar.