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3a-Konto: bald auch für Kinder? Der Bundesrat sagt Nein

Kaum ist der Ausbau der Säule 3a in Kraft; fordert die FDP weitere Ausbauschritte. Was als Vorsorgeanreiz begann, wird mehr und mehr zum Schlupfloch für Gutverdiener.

02.09.2025
Lesezeit: 3 min

TeilbezĂĽge von Geldern auf dem FreizĂĽgigkeitskonto oder dem Konto 3a sind grundsätzlich nicht vorgesehen. Eine Ausnahme bildet der Erwerb von selbstgenutztem Wohneigentum. Kenner der Materie schliessen deshalb mehrere 3a-Konti ab, um später das Geld gestaffelt zu beziehen und damit die Steuerprogression zu brechen. 

Der Zürcher FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt will die Ausnahme zur Regel machen: Ende Februar 2024 reichte der Zürcher Finanzspezialist die Motion 24.3067 ein, um Teilbezüge der persönlichen Vorsorgegelder zu ermöglichen. Dabei sollen eine maximale Anzahl Bezüge und ein minimaler Betrag pro Bezug vorgesehen werden.

Was spricht dagegen? Laut Bundesrat wenig. Deshalb empfiehlt er am 8. Mai 2024, die Motion anzunehmen. Insbesondere für Selbständigerwerbende sei die Möglichkeit von Teilbezügen sinnvoll. Silberschmidt wörtlich: «Wer sich selbständig macht und dafür beispielsweise 20000 von 60000 Franken verwenden will, kann das heute nicht. Man muss alles beziehen oder halt nichts.»

Kritik von links
Und doch spricht etwas dagegen, zumindest nach Ansicht von Barbara Gysi, SP-Nationalrätin aus dem Kanton St. Gallen und derzeit Präsidentin der Sozial- und Gesundheitskommission (SGK-N). In der letztjährigen Herbstsession bekämpfte sie den Vorstoss, «weil es einer aus einer ganzen Reihe ist, die auf die Steuerkasse zielen». Es sei der x-te Vorstoss im Bereich der Säule 3a. «Am Schluss ist eigentlich immer die Staatskasse diejenige, die das Nachsehen hat.» 

Das zeigt auch die neue Regelung, die auf Anfang 2025 in Kraft trat: Wer in einem Jahr keine oder nur eine teilweise Einzahlung in die Säule 3a tätigt, kann dies kĂĽnftig bis zu zehn Jahre rĂĽckwirkend nachholen – und die Beiträge steuerlich abziehen. 

Der Bundesrat rechnet dadurch bei der direkten Bundessteuer mit jährlichen Mindereinnahmen von 100 bis 150 Mio. Franken. Für Kantone und Gemeinden dürften die Ausfälle zwischen 200 und 450 Mio. betragen.

Unklare Steuerausfälle
Ob auch TeilbezĂĽge zu weiteren Steuerausfällen fĂĽhren, wie das Barbara Gysi befĂĽrchtet, ist noch unklar. Der Bundesrat will nach eigenen Aussagen festlegen, unter welchen Bedingungen TeilbezĂĽge erfolgen dĂĽrfen, «um negative steuerliche Auswirkungen einzuschränken». 

Auch die ständerätliche Sozial- und ­Gesundheitskommission (SGK-S) betont in ihren Erwägungen vom Juni 2025: «Es ist zu verhindern, dass die Um­setzung der Motion zu ĂĽbermässigen Steuerausfällen fĂĽhrt.» Abgesehen von den Selbständigen könnten einzig die wohlhabendsten Steuerpflichtigen in die Säule 3a einzahlen. Sie empfiehlt mit 9 zu 0 Stimmen bei 2 Enthaltungen, 
die Motion anzunehmen. Auch der Nationalrat stimmte in der Herbstsession 2024 der Motion zu. Am 18. September 2025 soll nun der Ständerat darĂĽber befinden. 

Silberschmidt ist unersättlich
Andri Silberschmidt hat nicht genug: Mit seiner Motion 25.3778 will er die freiwillige Vorsorge 3a auch für Kinder ermöglichen. Im Unterschied zum oben besprochenen Vorstoss findet der Bundesrat keinen Gefallen daran.

Wenn Eltern für ihr Kind ein Säule-
3a-Konto eröffneten und Einzahlungen darauf von ihrem steuerbaren Einkommen abziehen könnten, käme das «einem grundlegenden Umbau der Säule 3a gleich, die heute als Selbervorsorge ausgestaltet ist», schreibt der Bundesrat in seiner Stellungnahme vom 20. August 2025. 

Wer sich etwa mit Finanzanlagen beschäftigt, wird bestätigen, dass Kindern mit einem simplen Fondssparplan eher geholfen ist als mit Spareinlagen in die steuerbegĂĽnstigte Säule 3a, deren Bezug später versteuert werden muss. Von der SteuerbegĂĽnstigung profitieren allein die Eltern, nicht die Kinder. 

Wiederkehrende FDP-Vorstösse
Es ist nicht das erste Mal, dass Zürcher FDP-Parlamentarier einen Ausbau der Säule 3a auf nicht erwerbstätige Personen anstreben.

Im März 1996 tat dies die Zürcher FDP-Nationalrätin Lili Nabholz, eine Vorreiterin der bürgerlichen Frauenpolitik, die 2003 aus dem Nationalrat ausgeschieden ist. Die Rechtsanwältin war zudem bis 2010 als Ombudsfrau der Privatversicherung und der Suva tätig.

Die Behandlungsfrist der parlamentarischen Initiative Nabholz wurde wiederholt verlängert, bis sie schliesslich 13 Jahre nach ihrer Einreichung abgeschrieben wurde. 

2019 wollte dann die FDP-Fraktion unter der Regie der Zürcherin Regine Sauter die gesetzlichen Voraussetzungen schaffen, damit Ehegatten in die Säule 3a des nicht erwerbstätigen Ehepartners einzahlen können. Der Nationalrat lehnte die Motion in der Wintersession 2021 mit 102 zu 81 Stimmen ab.